Die philippinischen Kampfkünste Eskrima, Arnis und Kali sind im Vergleich zu populären Kampfsportarten wie Karate, Kung Fu oder Krav Maga noch relativ unbekannt in Europa. Dennoch bieten sie eine faszinierende Kombination aus effektiver Selbstverteidigung und traditioneller Kampfkunst. Lassen Sie mich Ihnen einen kurzen Einblick in diese spannende Sportart geben.

Die Philippinen, ein Archipel mit über 7.100 Inseln in Südostasien, haben eine lange Tradition in der Kampfkunst. Schon seit prähistorischen Zeiten entwickelten die indigenen Bewohner komplexe Kampftechniken, hauptsächlich unter Verwendung von Macheten und Schwertern. Diese Tradition wurde durch die spanische Kolonialisierung im 16. Jahrhundert beeinflusst, als einige Stämme im spanischen Fechten ausgebildet wurden. Obwohl die Kolonialmacht 1764 ein Verbot aller Kampfstile erließ, wurde die Kunst im Geheimen weitergegeben, oft verborgen in traditionellen Tänzen.

Eskrima, Arnis und Kali, moderne Nahkampfsysteme, haben ihre Wurzeln in den alten Kampftechniken der philippinischen Stämme. Ihre moderne Form entstand jedoch erst im 20. Jahrhundert nach dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft. Heute konzentriert sich das Training hauptsächlich auf den Umgang mit Stock und Messer, wobei traditionelle Techniken aus dem Schwertkampf weiterhin bestehen. Seit 2010 sind die Filipino Martial Arts der offizielle Nationalsport der Philippinen und werden in allen Schulen des Landes im Sportunterricht gelehrt.

Es gibt eine Vielzahl von lokalen Stilen, die oft unterschiedliche Bezeichnungen verwenden, je nach Region. Im Norden des Landes, besonders in der Nähe von Manila, wird meistens von Arnis gesprochen, während Eskrima oder Escrima im Zentrum um Cebu häufiger anzutreffen sind. Im Süden ist Kali die gängige Bezeichnung. Dennoch sind auch andere Namen wie Estoque oder Fraile gebräuchlich.

Was die philippinischen Kampfkünste besonders macht, ist ihre Fähigkeit, die Techniken vom Stockkampf auf den waffenlosen Kampf und den Einsatz von Alltagsgegenständen zu übertragen. Dies macht sie einzigartig im Vergleich zu anderen asiatischen Waffenkampfkünsten, bei denen oft zuerst mit anderen Waffen trainiert wird. Die Techniken werden im Training normalerweise nummeriert und in Form von Drills geübt, um Schnelligkeit und Reaktion zu verbessern. Dabei spielen Partnerübungen mit zwei Stöcken pro Person eine wichtige Rolle.

Für Anfänger bieten die Filipino Martial Arts eine Vielzahl von Stilen zur Auswahl, von moderner Selbstverteidigung bis hin zur Traditionspflege. Der Einstieg ist dank der natürlichen Bewegungsabläufe relativ einfach, aber die Vielfalt und Faszination der Kampfkunst sorgen dafür, dass man schnell süchtig danach werden kann. Es gibt eine schier endlose Anzahl von Techniken und Varianten zu entdecken, was die Kampfkunst genauso vielfältig und faszinierend macht wie das Land, aus dem sie stammt.